Die Farbe Grün

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Beitragvon Elphaba » 08.01.2008, 01:36:05

Ach *seufz* wieder in sooooooooooo schöner neuer Teil Sisi! Du kannst aber auch schreiben! :o

Besonders schön finde ich u.a. die Rückblende mit Fiyero! Wirklich gelungen! Insbesondere der letzte Satz! Sehr poetisch! :)

Nur eine Kleinigkeit: Das Wort "Bösigkeit"Q gibt es glaube ich nicht. Eher "Bosheit" oder "Boshaftigkeit". :wink:

Ich freu mich schon auf eine Fortsetzung! :D
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Beitragvon Sisi Silberträne » 08.01.2008, 16:54:27

Ich weiß schon, dass es das nicht gibt, ist eine der Wortschöpfungen aus Stuttgart... glaube Glinda sagt es, oder die Morrible? Samstag werd ichs wissen :mrgreen:

Den letzten Satz liest man öfter in englischen Geschichten "blue diamonds on a green field", kommt das im Buch vor? Meine Übersetzung finde ich jedenfalls etwas holprig -.-

Würde mich noch über ein paar mehr Reviews freuen, wo sind denn meine anderen treuen Leserinnen abgeblieben? *snüff*
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Beitragvon Marie Antoinette » 08.01.2008, 18:09:26

Doch, die "Bösigkeit" ist ein Wort aus der Stuttgarter Version, taucht bei "Keiner weint um Hexen" auf... "die Bösigkeit von der..."

Wieder ein sehr schöner Teil, Sisi! :D

Interessant, dass sie in Oz jetzt doch ein Fest zu Ehren Elphabas feiern, das erinnert mich doch auch gleich an das Lied... "und dieses Fest gilt mir"... und die Rückblende in die Vergangenheit... wirklich schön geworden! :)

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Beitragvon Elphaba » 09.01.2008, 00:25:05

Elektra hat geschrieben:Doch, die "Bösigkeit" ist ein Wort aus der Stuttgarter Version, taucht bei "Keiner weint um Hexen" auf... "


Ah soooooo! Das muss einem ja erstmal gesagt werden! :D

Ist aber trotzdem eine etwas holprige Übersetzung, finde ich. :wink:
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Beitragvon Sisi Silberträne » 20.01.2008, 03:25:59

Weiter gehts, dieses Mal sogar extra lang *g*

Elphaba> hab doch noch eine Idee gehabt, danke für deine Inspiration ^^



Kapitel 9


Der nächste Tag brachte Sonne und ließ die Smaragdstadt erstrahlen, sie machte ihrem Namen alle Ehre. Das Frühstück fiel knapp aus, Alex hatte noch einen Rest von seinem Proviant übrig, zu wenig um satt zu werden, doch genug fürs Erste. Elphaba war nicht hungrig, sie hatte dieses Gefühl schon lange Zeit nicht mehr verspürt, ihr Magen war an die dauernde Leere gewöhnt. Sie trank nur viel, Wasser gab es genug in der alten Fabrik. Alex machte sich Sorgen, denn obwohl sie guter Dinge war, konnte das nicht darüber hinweg täuschen, dass sie nicht mehr viel Kraft übrig hatte.
Sie blieben bis zur Mittagszeit in dem verlassenen Gebäude, und nutzten die Zeit für Gespräche. So erfuhr der Fünfzehnjährige viel über das Leben seiner Mutter, ehe sie ihn bekommen hatte. Ihm fielen immer noch eine Menge neuer Fragen ein, die er ihr unermüdlich stellte.
Elphaba erzählte ihm von ihrer Familie, Schwester, Vater, Mutter, Großvater. Damals als Kinder waren Nessarose und sie unzertrennlich gewesen, doch mit dem Erwachsenwerden hatten sie sich auseinander gelebt. Sie bedauerte es, dass nie zu einer richtigen Versöhnung gekommen war, bevor ihre jüngere Schwester den Tod fand. Nessa hatte sich selbst wegen ihres Rollstuhls immer zu sehr bedauert, um zu sehen, wie es den anderen Menschen um sie herum ging. Doch Elphaba nahm es ihr nicht übel. Sie sprach zu Alex von ihr als die Nessa, die sie immer gekannt hatte, die Lieblingstochter ihres Vaters. Hübsch, klug und talentiert, perfekt eben.

Auf bloßen Füßen tappte die achtjährige Elphaba, nachdem sie sich die Zähne geputzt hatte, in ihr Schlafzimmer, das sie sich mit ihrer Schwester zu teilen hatte. Der Raum war in einem hellen freundlichen Blau gehalten, zwei Betten standen an einander entgegen gesetzten Seiten darin, und dazwischen ein Tisch vor dem Fenster. Außerdem gab es einen Kleiderschrank, der zum Größten Teil mit Nessaroses Sachen gefüllt war. Ebenso die Kisten mit den Spielzeugen und das Wandregal mit einer Sammlung an Kinderbüchern.
Nessarose lag schon unter ihrer Decke, bei ihr am Bettrand saß ihr Vater. Er sah nicht einmal auf, als Elphaba herein kam und sich in ihre eigene Schlafstatt verkroch. Das grünhäutige Mädchen drückte seinen kleinen Stoffhund fest an sich. Mit geschlossenen Augen lauschte es dem Märchen, das sein Vater der kleinen Schwester vorlas. Er konnte das sehr gut, ab und zu lachte Nessarose begeistert. Dann kam er zum Ende, Elphaba hörte, wie er das Buch zuklappte. Sie wusste, dass er das fünfjährige Mädchen nun zudeckte, und ihm einen Gutenachtkuss gab.
„Schlaf gut, mein Liebling“, sagte er leise. Danach verließ er das Zimmer, ohne seine ältere Tochter überhaupt anzusehen.
Einen weiteren Abend schlief Elphaba einsam und traurig ein. Sie wünschte sich so sehr, dass er ihr auch einmal vorlas, auch jetzt noch, wo sie selbst lesen konnte. Sie hatte es viel schneller gelernt, als die anderen Kinder in ihrer Klasse. Vor allem aber sehnte sie sich danach, von ihm lieb gehabt zu werden so wie Nessa. Aber er scheute sich davor sie nur anzusehen, er würde sie nie umarmen, oder ihr einen Kuss auf die Stirn geben.

Am frühen Nachmittagen machten sich Elphaba und Alex auf den Weg zum Hauptplatz, wo Glinda, die Große, ihre Rede halten würde. Die grünhäutige Frau zog wieder den Umhang ihres Sohnes über, damit niemand erkannte wer sie war. Auf dem Platz war eine kleine Bühne aufgebaut, vor der sich schon Leute drängten, die ihre gute Glinda aus der ersten Reihe sehen wollten.
„Hast du dir eigentlich überlegt, wie wir zu ihr vordringen wollen?“ fragte Alex, als er den Andrang sah. „Wenn sie so berühmt ist, können wir wohl nicht einfach hingehen und um eine Unterhaltung bitten, ihre Wachen werden uns auslachen.“
Elphaba nickte leicht. „Das stimmt allerdings. Ich werde mich abseits halten, es ist wichtig, dass sie dich sieht. Der Rest sollte sich hoffentlich dann ergeben, aber sehen muss sie dich. Sie wird in dir deinen Vater erkennen, du bist ihm so ähnlich. Und dann bringst du sie in den Park, ich werde dort warten.“ Sie wies auf den Zaun und einige Büsche, die zu der Grünanlage hinter dem Platz gehörten.
„Ähm… ich versuche es. Aber was ist, wenn ich es nicht schaffe?“ Alex blickte seine Mutter ziemlich ratlos an.
„Das überlegen wir uns dann. Geh jetzt, damit du möglichst weit vorne bist, wenn sie da ist.“ Sie gab ihm einen Schubs in Richtung Bühne. Sobald er zwischen einigen Leuten verschwunden war, ging sie langsam über den Platz zum Park. In dessen Zentrum lag ein kleiner Kinderspielplatz und sie ließ sich auf einer der Schaukeln nieder, um dort zu warten.

Alex schaffte es fast bis zur Bühne vorzudringen und wartete bis aufs Äußerste gespannt darauf, dass sich etwas tat. Endlich ging ein Raunen durch die Menge, alle begannen zu applaudieren. Dann sah er die Frau, die soeben die Bühne betreten hatte. Sie war noch viel schöner als auf dem Plakat. Ihr blondes Haar schien in der Sonne beinahe wie Gold zu glänzen, und das zartblaue Kleid untermalte ihre schlanke Figur. Sie brauchte nur die Hand zu heben und alles war still.
„Meine lieben Ozianer“, begann sie mit melodischer Stimme, ihr Ausdruck ließ keinen Zweifel, dass sie es gewohnt war, solche Reden zu halten. „Es ist schön, dass ihr heute so zahlreich gekommen seid, um euch mit mir an jemand ganz besonderen zu erinnern. An Elphaba, die Hexe des Westens…“
Angetan hing Alex an ihren Lippen, bis erneut Applaus ertönte und er bemerkte, dass die Rede damit zu Ende war. Gemurmel erhob sich unter den Leuten, die Menge geriet in Bewegung. Rasch versuchte sich der Fünfzehnjährige zum Bühnenrand durchzukämpfen, doch als er dort war, konnte er Glinda nicht mehr sehen. Erst Augenblicke später entdeckte er sie ein Stück abseits, zusammen mit einem kleinen blonden Mädchen. In der Nähe standen zwei uniformierte Wächter.
Verzweifelt suchte er nach einer Idee, weil es ihm widerstrebte, einfach so hinzugehen. Da fiel ihm ein bunter Ball vor die Füße, dem ein kleiner Junge nachgelaufen kam. Alex gab dem Spielzeug blitzschnell einen Tritt, dass es auf die blonde Frau zurollte und hechtete hinterher. Bevor ihn die Wächter aufhalten konnten, sprang er mit einem großen Satz dem Ball nach, und landete vor seinem Ziel.
„Entschuldigung, der Ball…“, stammelte er gekünstelt verlegen an Glinda gerichtet, ehe er das Spielzeug seinem richtigen Eigentümer zuwarf.
„Ist schon gut, mein Junge“, sagte die blonde Frau. Sie hielt in der Bewegung inne, als sich ihre Blicke trafen. Wie Elphaba es angekündigt hatte, erkannte sie ihn, oder viel mehr seinen Vater, dem er offenbar so ähnlich war.
„Fiyero… nein, das kann doch…“ Sie starrte ihn vollkommen verblüfft an.
Der Fünfzehnjährige räusperte sich nun wirklich verlegen. „Ähm nein… ich bin nicht Fiyero, mein Name ist Alex, ich bin sein Sohn, und meine Mutter hätte Sie gerne gesprochen.“
Einer der Wächter wollte offenbar Einwände äußern, doch sie brachte ihn mit einer abwehrenden Geste zum Schweigen. „Schon gut. Es wird nicht lange dauern, bitte achtet so lange auf meine Tochter.“
Beide Uniformierten nickten und Glinda wandte sich wieder Alex zu. „Wo ist denn deine Mutter? Wieso ist sie nicht hier?“
„Sie wartet drüben im Park. Würden Sie mitkommen? Bitte, es ist wirklich wichtig.“ Er wies in Richtung der Bäume.

Aus irgendeinem Grund wusste Glinda, dass sie mit dem Jungen gehen musste. Eben noch war dies eine Rede gewesen, wie viele, die sie bereits gehalten hatte, und nun stand plötzlich Fiyero Tiggulars Sohn vor ihr. Ja, dieser Junge konnte nur sein Sohn sein, die Ähnlichkeit war verblüffend. Sie hatte für einen Moment geglaubt, tatsächlich vor Fiyero zu stehen, wie sie ihn früher gekannt hatte. Doch er war damals nach Elphabas Tod vor über fünfzehn Jahren verschwunden. Sie hatte nie wieder etwas von ihm gehört. Wenn sie es recht bedachte, was es sogar wahrscheinlich, dass er sich eine Frau genommen hatte, denn er hatte das Alleinsein nie geschätzt.
Mit gemischten Gefühlen folgte sie dem Jungen über den Platz zum Eingang des Parks. Sie war gespannt darauf, was sie dort vorfinden würde. Es musste tatsächlich wichtig sein, wenn diese fremde Frau so plötzlich auftauchte und unbedingt mit ihr sprechen wollte.
„Sag Alex, wer ist deine Mutter?“ fragte sie den Burschen. „Ich wusste gar nicht, dass dein Vater geheiratet hat. Wir haben uns damals aus den Augen verloren.“
„Hat er auch nicht… jedenfalls nicht meine Mutter. Er weiß gar nicht, dass es mich gibt.“ Er hielt inne, als er Elphaba auf der Schaukel entdeckte. „Das ist sie.“
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Beitragvon Elphaba » 20.01.2008, 05:01:12

Oha! Wirklich ein extra-langer neuer Teil! *freu*

Wie immer seeeeeeehr schön und überzeugend geschrieben! :)

Die Idee mit dem Ball ist gut (aber mein ohnmächtiger Palastwächter war auch nicht schlecht! :P :wink: ), echt!
Das ist aber schon ganz schön mutig von Glinda einfach einem Wildfremden (ähnlich oder nicht) in einen Park zu folgen! Da könnte ja auch ein Attentäter warten! :shock:
Nein, aber du hast schon gut deutlich gemacht, warum sie ihm gefolgt ist. :wink:

Die kurze Rückblende fand ich auch sehr hübsch, wobei ich finde, dass du den Vater doch etwas zu gemein dargestellt hast! :(
Er liebte seine grüne Tochter schon, nur dass er sich eben für ihr Aussehen schämte, wobei er aber die Schuld bei sich selbst suchte. Aber Nessa war natürlich trotzdem ganz klar sein Liebling.
Aber naja gut, im Musical konnte man schon einen anderen Eindruck bekommen, da war er schon ziemlich fies dargestellt, das stimmt...
Trotzdem: Ich stell ihn mir doch immer als einen "netteren" Vater vor. Aber es ist ja deine Geschichte :wink: Sorry, ich glaube ich schwafle etwas zuviel. :oops:

Also nochmal: Großes LOB für die Fortsetzung!
Bin schon sehr auf das Wiedersehen der beiden Hexen gespannt! :)
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Beitragvon ChristineDaae » 20.01.2008, 15:37:40

Ich finde den neuen Teil auch sehr schön, bin schon gespannt, was Glinda jetzt sagt :) Bitte schnell weiter!! :D
Freue dich, wenn es regnet – wenn du dich nicht freust, regnet es auch.
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Beitragvon Marie Antoinette » 22.01.2008, 18:06:58

Oh, wieder ein schöner Teil! :D Bin ja jetzt auch mal auf die Reaktion von Glinda gespannt... Schnell weiter!

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Beitragvon Sisi Silberträne » 23.01.2008, 12:47:19

Danke danke :)
Dachte bei so einer Stelle kann ich euch nicht allzu lang warten lassen, darum gehts "schon" weiter. Enjoy! *gg*

Elphaba> ich schreibe hauptsächlich auf dem Musical basierend (das Buch muss ich ja erst noch lesen *gg*), und da ist Frex ja nun wirklich nicht so nett... dabei ist er bei mir gar nicht mal so der Arsch wie in manchen Fanfics, die ich so gelesen hab. Wo er sie unter anderem als Säugling umbringen wollte, oder so...
Deine Idee mit dem Umfallen wurde übrigens in einer ein bisschen anderen Form übernommen, die fand ich nämlich klasse :D



Kapitel 10


Elphaba sprang mit einem Satz von der Schaukel, als sie ihren Sohn mit Glinda heran kommen sah. Er hatte es also geschafft! Erleichtert blickte sie von ihm zu ihrer besten Freundin, die sie argwöhnisch musterte. Kein Wunder, sah sie doch nur eine mit einem langen Mantel verhüllte Gestalt. Als sie sicher war, dass niemand sonst in der Nähe war, strich sie die Kapuze zurück.
„Hallo Glinda“, sagte sie sanft
Die blonde Frau starrte sie ungläubig an, öffnete den Mund, schloss ihn wieder, blinzelte. Dann fiel sie nach hinten um, nur Alex’ blitzschneller Reaktion war es zu verdanken, dass sie keine unliebsame Bekanntschaft mit dem Boden machte. Einige Augenblicke später stand sie auch schon wieder senkrecht und kratzte sich den Kopf. Sie sah aus als hätte sie einen Geist gesehen, was in gewisser Weise auch stimmte. Etwas sehr Seltenes trat ein, ihr fehlten die Worte.
„Ich bin es wirklich.“ Elphaba konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. „Keine Sorge, du fängst nicht an zu spinnen. Jedenfalls nicht mehr, als du es ohnehin schon immer getan hast.“
Diese Antwort, die so typisch für ihre grünhäutige Freundin war, überzeugte Glinda davon, dass sie keiner Halluzination anheim gefallen war. Im nächsten Moment fielen die beiden einander um den Hals, überglücklich die jeweils andere nach so langer Zeit wieder vor sich zu haben.
„Elphie, wie ist das bloß möglich? Ich dachte du bist tot…“ stammelte Glinda vollkommen verblüfft.
Die grünhäutige Frau schüttelte den Kopf. „Fiyero hat mir ein weiteres Mal den Hals gerettet. Ich war all die Jahre weit weg von hier, da wo das Mädchen herkam… oh, es ist so gut dich zu sehen, Glinda.“
Als sich eine Gestalt näherte, zog sie sich die Kapuze rasch über den Kopf. Es war einer von den uniformierten Wächtern, der nach seiner Brötchengeberin suchte.
„Miss Glinda?“ Im nächsten Augenblick bemerkte er die verhüllte Gestalt und zog seine Waffe. „Sofort weg von ihr!“
Sie hob beschwichtigend die Hände. „Langsam, Neric, es ist alles in Ordnung. Gehen wir nach Hause. Dieser Junge und seine Mutter werden meine Gäste sein.“

Während des ganzen Weges zu Glindas Residenz behielt Elphaba die Kapuze auf, und war darauf bedacht in nicht ein Stückchen ihrer Haut zu offenbaren. Der Wächter namens Neric und sein Kumpan nahmen ihre Pflichten äußerst ernst, sie ließen kaum den Blick von Elphaba und Alex, ganz darauf bedacht, dass Glinda nichts geschah.
Sie residierte im Schloss des Zauberers, das nun ganz anders aussah, als die grünhäutige Frau es in Erinnerung hatte. Viel wärmer, freundlicher und von Leben erfüllt. Auch die Menschen auf dem Platz hatten zufrieden gewirkt. Glinda hatte offenbar in all der Zeit ganze Arbeit geleistet und sich als gute Regentin erwiesen.
Nachdem sie die Wachen weggeschickt hatte, brachte Glinda ihre Freundin und deren Sohn zu dem Gästezimmer, das für ihre Eltern bestimmt war, wenn sie dann und wann vorbei kamen, und das daher in unmittelbarer Nähe ihrer eigenen Gemächer lag. Die Räume waren groß und hübsch eingerichtet, sodass Elphaba erst einmal der Mund offen stehen blieb.
„Wollt ihr hier Wurzeln schlagen? Kommt doch weiter“, meinte Glinda mit den Augen rollend und schob ihre Freundin kurzerhand vor sich her. Als diese endlich den Verschluss des Umhangs öffnete und das Kleidungsstück über einen Stuhl hängte, blickte die jüngere Frau sie schockiert an.
Der daneben stehende Alex konnte sich schon denken weshalb. Die beiden hätten nicht unterschiedlicher sein können. Ließ man die banalen Äußerlichkeiten wie Haut- und Haarfarbe außer Acht, spiegelte sich an jeder ihr eigener Lebensweg wieder. Glindas porzellanhelle Haut besaß einen gesunden rosigen Schimmer, ihr blondes Haar glänzte und ihre Augen leuchteten. Sie war schlank, ihr märchenhaft schönes Kleid betonte die Rundungen ihres wohlgeformten Körpers. Elphaba dagegen war abgemagert, das rabenschwarze Haar matt und an den Spitzen verfilzt. Das oft geflickte schäbige Kleid verdeckte hervortretende Rippen und Beckenknochen, und der nicht mehr ganz frische Bluterguss unter ihrem linken Auge war deutlich zu sehen.
„Elphaba, was ist bloß mit dir passiert?“ fragte Glinda, als sie nach einigen Augenblicken ihre Sprache wieder gefunden hatte.
Diese zuckte mit den Schultern. „Das ist eine sehr lange Geschichte…“
Ein unsicheres Lächeln erschien auf dem Gesicht ihres Gegenübers. „Ich habe leider noch etwas zu tun, aber nach dem Abendessen reden wir, ja? Bis dahin fühlt euch wie zu Hause und ruht euch ein wenig aus.“
Beide nickten und Alex murmelte ehrfürchtige Worte des Dankes, er hatte Riesenrespekt vor dieser Frau, die hier offenbar das Sagen hatte. Sie erschien ihm wie eine Prinzessin aus den Märchen seiner Kindheit.

Nach einer kleinen Diskussion über die Verteilung der Schlafstätten lag er gemütlich auf dem bequemen Sofa, während Elphaba im Bad war. Vor ein paar Minuten hatte ein Affe frische Kleidung für sie beide, sowie eine Flasche Körperöl gebracht. Nach der Begegnung mit dem sprechenden Hund und dem Anteil sich ähnlich verhaltender Tiere, die Glindas Rede verfolgt hatten, wunderte sich der Junge über die Natur dieses Dieners nicht mehr allzu sehr.
Er sah auf, als sich die Badezimmertür nach einer Weile mit einem Klicken öffnete. Seine Mutter stand vor ihm in einem schönen schwarzen Kleid, indem sie nicht mehr ganz so dünn wirkte, weil es auch die Arme bedeckte. Ihr Haar war nun ordentlich und glänzte. Nur der Bluterguss erinnerte noch daran, was sie in den Händen des Jahrmarktsbesitzers durchgemacht hatte.
„Du siehst sehr hübsch aus“, sagte er erstaunt, und sie lächelte. Ihr Blick fiel auf den schwarzen spitz zulaufenden Hut, den der Affe ebenfalls gebracht hatte, und der noch auf dem Bett lag. Alex hatte die Kopfbedeckung bereits abschätzig gemustert, so als könne er nicht glauben, dass jemand sie tatsächlich aufsetzen würde.

Später, als sich auch der Fünfzehnjährige gewaschen und umgezogen hatte, kehrte der Affe zurück. Doch offenbar war es gar nicht derselbe, denn dieser musterte Elphaba höchst erstaunt, und auch sie kannte ihn.
„Miss…“, stammelte er ehrfürchtig. „Sie sind zurück gekehrt, welche Freude! Ich habe niemals an Ihren Tod geglaubt.“
Elphaba bedachte den Affen mit einem Lächeln. „Hallo Chistery. Du siehst gut aus, mein Freund."
Er nickte heftig. „Ja… oh ja Miss, wissen Sie, Glinda, die Gute hat mich zu ihrem persönlichen Diener gemacht. Gleich damals, als Sie verschwunden waren. Sie schickt mich Sie beide in den Speiseraum zu geleiten.“
Alex folgte den beiden nur, während sie leise miteinander sprachen. Nach all den Ereignissen der letzten Tage war er dazu übergangen, die Dinge zu nehmen wie sie kamen, und nicht an seinem Verstand zu zweifeln.

Der Speiseraum, in den der Affe sie führte, war gut doppelt zu groß wie Stube und Küche in Alex' Elternhaus zusammen. In der Mitte stand ein hübsch gedeckter Tisch, an dem leicht mehr als zehn Personen Platz fanden, im Moment aber nur eine saß, nämlich Glinda.
„Bitte setzt euch“, sagte sie lächelnd. „Mein Mann und meine Tochter kommen jeden Moment, dann können wir zu essen anfangen. Ich hoffe ihr habt Hunger.“
„Deine Tochter?“ wiederholte Elphaba überrascht. Sie hatte sich ihre Freundin nie wirklich als Mutter vorgestellt.
Sie nickte, doch bevor sie etwas sagen konnte, wirbelte ein kleiner Blondschopf herein und rannte direkt auf sie zu. Als das etwa achtjährige Mädchen jedoch die beiden Gäste sah, insbesondere die grünhäutige Frau, hielt es verblüfften Blickes inne.
„Elphaba, Alex, darf ich euch meine Tochter Nessarose vorstellen?“ Sie strich der Kleinen liebevoll über das Haar. „Ah, und da kommt auch mein Mann.“
Dieser blieb ebenfalls überrascht um nicht zu sagen schockiert stehen, und auch Elphaba, die eben noch guter Dinge gewesen war, versteifte sich. In dem gutaussehenden braunhaarigen Mann erkannte sie den schüchternen Munchkin, der er einmal gewesen war. Als sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte, schien er eine metallene Rüstung zu tragen, und forderte ihren Tod.
Zuletzt geändert von Sisi Silberträne am 04.03.2008, 01:07:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon ChristineDaae » 23.01.2008, 20:59:17

Erste! :D
Der neue Teil ist echt klasse. Glindas Reaktion ist genial ;) Und Alex denkt in Oz sicher, er verliert den Verstand... :lol:
Bitte schreib schnell weiter! :D
Freue dich, wenn es regnet – wenn du dich nicht freust, regnet es auch.
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Beitragvon Elphaba » 24.01.2008, 01:21:34

Oh ja wirklich wieder gelungen! :)

Das Umfallen hast du echt sehr gut eingebaut! :lol:

Mich hat vor allem auch gefreut, dass du Chistery eingebaut hast! Schön!! :D

Jetzt bin ich aber wirklich gespannt, wie es zwischen Elphie und Boq weitergeht, also was jetzt passiert. :o
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Beitragvon Marie Antoinette » 24.01.2008, 12:00:56

Wieder ein schöner Teil! :)

Dann ist Boq jetzt kein Blechmann mehr... und dass Glindas Tochter ausgerechnet Nessarose heißt find ich ja eine nette Idee... Jetzt bin ich aber auch wieder gespannt wie es weitergeht!

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Beitragvon Kitti » 25.01.2008, 16:48:06

So, liebe Sisi: Ich hoffe, du hast nicht geglaubt, dass mich deine Wicked-Story nicht interessiert. Im Gegenteil, ich war bereits die ganze Zeit neugierig, was du dir Schönes ausgedacht hast, bin aber aus Zeitgründen noch nicht dazu gekommen, alle Teile zu lesen. Heute habe ich mir einfach die Zeit genommen und muss sagen, dass ich begeistert bin. Ich bewundere deinen Stil, deine Ausdruckskraft und deine Ideen ja ohnehin, aber diese Story ist etwas Besonderes. Mir gefallen besonders die Rückblenden und wie du die Charaktere ausbaust. Es ist sehr spannend und sehr schön geschrieben. Jetzt hast du mir wieder Lust auf Wicked gemacht, da werd ich wohl gleich die CD hören müssen. Ich hoffe, dass ich die nächsten Teile schneller kommentieren kann und bin sehr gespannt, was du dir noch alles einfallen lassen wirst! *knuffel*
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Beitragvon Sisi Silberträne » 28.01.2008, 02:04:06

Danke Kitti für dein ganz langes Review *freufreufreu* *love* schööön, dass dir die Geschichte gefällt :)

An die anderen treuen Leser und Reviewer natürlich genauso danke! :)

Das Kap ist dieses Mal nicht ganz so lang, ich wollte nicht zu viel hinein stopfen. Wenn irgendetwas nicht schlüssig ist, etwas fehlt, dann bitte immer rundheraus damit ^^ Habe außerdem beschlossen bei den englischen Namen zu bleiben.



Kapitel 11


„Boq…“, flüsterte Elphaba erstaunt. Zum einen verwirrte sie die Tatsache, dass der Munchkin kein Blechmann mehr war, zum anderen, dass Glinda ihn geheiratet hatte. Früher hatte sie für ihn, vom ersten Moment an in sie vernarrt gewesen war, nie auch nur das geringste Interesse gezeigt. Sie spürte seinen feindseligen Blick auf sich ruhen, und eigentlich hätte auch sie Ähnliches empfinden müssen, doch all der alte Hass in ihr war schon vor Jahren verschwunden.
„Hallo Elphaba. Alex“, sagte er nur knapp und nahm zu Glindas Rechten Platz, während Nessarose auf den Stuhl links von ihrer Mutter kletterte, und damit genau Alex gegenüber saß. Mit unverhohlener Neugierde musterte sie den Jungen, sowie die grünhäutige Frau, von der sie viele Geschichten gehört hatte.
Während des Essens wurde nicht viel gesprochen. Alex schlug ordentlich zu, nach der spärlich bemessenen Kost über die letzten Tage hatte er großen Hunger. Das Essen schmeckte herrlich, es war eine Auswahl an Köstlichkeiten, wie er sie zu Hause niemals bekommen hätte. Auch die anderen hatten gesunden Appetit, abgesehen von Elphaba. Obwohl ihr das Essen sehr schmeckte, bekam sie kaum etwas hinunter.

Nachdem abgeräumt worden war, zog Boq seine Frau beiseite um mit ihr zu sprechen, während Nessarose schüchtern in einigem Abstand die beiden ihr Fremden musterte. Elphaba bedachte das Kind mit einem Lächeln. Es war seiner Mutter unglaublich ähnlich, das Haar, die helle Haut und die strahlend blauen Augen.
„Bist du wirklich die Hexe des Westens?“ fragte es schließlich neugierig. „Mama hat ganz viel von dir erzählt. Wie du den Tieren geholfen hast.“
Elphaba nickte leicht. „Ja, das bin ich. Wenn du magst, kannst du mich Elphie nennen. So hat deine Mama früher immer zu mir gesagt.“
Die Kleine lächelte breit und traute sich näher zu kommen. „Kannst du wirklich auf dem Besen fliegen? Hast du gar keine Angst vor dem Zauberer gehabt?“
„Zumindest konnte ich es einmal…“ antwortete die grünhäutige Frau. „Vor dem Zauberer habe ich mich nicht gefürchtet, aber davor, dass er jemandem, der mir wichtig ist, etwas Böses tut. Angst zu haben, ist auch gar nichts Schlimmes, daran musst du immer denken.“

Alex folgte der Unterhaltung nur kurz, ehe er sich umsehend durch den Raum wanderte. Das Speisezimmer war elegant und doch behaglich eingerichtet. Erst als er plötzlich Stimmen hörte, merkte er, dass er direkt vor jener Tür befand, durch die zuvor Glinda und ihr Mann verschwunden waren. Sie stand einen Spalt breit offen, die beiden mussten sich direkt dahinter aufhalten, und sie debattierten heftig.
„Wieso ist sie hier? Ich dachte sie sei tot", sagte Boq scharf.
„Ich doch auch, ich habe geglaubt ich träume, als sie nach der Rede heute plötzlich vor mir stand.“
„Und du musstest sie natürlich gleich mitbringen…“
Glindas Stimme klang genervt. „Ja meinst du, ich lasse meine beste Freundin einfach stehen? Ich freue mich so, sie wieder zu sehen.“
„Hast du vergessen, was sie angerichtet hat?“ Boq schnaufte. „Ich will sie nicht in der Nähe meines Kindes haben!“
„Deines Kindes?? Sie ist auch meine Tochter, und ich sage dir, Elphaba ist die letzte, vor der ihr Gefahr droht. Und sie wollte auch dir damals bestimmt nicht schaden, welchen Grund hätte sie denn dafür gehabt?“
„Woher soll ich das wissen? Sie ist verrückt, nichts weiter. Ihretwegen musste ich Jahre als Blechmann verbringen, das war entsetzlich.“
Glinda schnappte hörbar nach Luft. „Hör auf so von Elphaba zu reden. Sie ist nicht verrückt, sie hatte es nur sehr schwer im Leben…“
„Ach, und das gibt ihr das Recht wild herum zu zaubern, wie es ihr passt? Ich hatte nichts mit ihren Problemen zu schaffen.“
„Schatz bitte, beruhige dich und versuch mit ihr zu reden…“
„Ich wüsste nicht was es da zu reden gibt, Glinda. Verdammt, kaum taucht sie auf, geht alles daneben. Es wäre das Beste, sie ginge einfach wieder.“
Die blonde Frau seufzte. „Boq, sie ist die Einzige, die dir sagen kann, was damals wirklich passiert ist. Sprich mit ihr, sei doch nicht so stur… Was erwartest du eigentlich von mir? Soll ich sie rausschmeißen? Vergiss es.“
Im nächsten Moment hörte Alex Schritte auf der anderen Seite der Tür und machte einen großen Satz zur Seite. Gerade noch rechtzeitig, ehe Glinda heraus gestürmt kam. Was der Junge unbeabsichtigt mitgehört hatte, machte verwirrte ihn. Er kannte seine Mutter kaum, doch er war der festen Überzeugung, dass sie nie etwas Böses tun konnte.

„Elphie, Alex kommt mit, wir gehen ins Kaminzimmer, da redet es sich besser“, rief Glinda, den ihr folgenden Boq ignorierend. Mit großem Missfallen bemerkte der Munchkin, dass seine Tochter von der Hexe des Westens offenbar sehr fasziniert war, und rief das Mädchen zu sich. Ohne ein weiteres Wort verließ er mit ihm den Raum.
Glinda seufzte erneut. „Ihr müsst Boq entschuldigen. Er ist glaube ich nicht ganz so erfreut dich zu sehen wie ich, Elphie.“
Bis sie im warmen gemütlichen Kaminzimmer angelangt waren, sprach niemand ein Wort. Sie setzten sich auf die einladenden bequemen Sessel und offenbar wartete jeder darauf, dass ein anderer das Wort ergriff.
„Vielleicht hätten wir nicht kommen sollen“, murmelte Elphaba schließlich. „Aber ich wollte dich so gern sehen, und wohin hätten wir sonst gehen sollen?“
„Mach dir bloß keine Vorwürfe, weil Boq so stur ist. Ich habe ihn gebeten mit dir zu reden.“ Glinda musterte ihre Freundin nachdenklich. „Was ist damals passiert?“
Elphaba begann langsam zu erzählen, was sich vor Jahren in ihrem Elternhaus zugetragen hatte, wie ihre Schwester Nessarose in einem Anfall von Wut und Enttäuschung Boq mit einem falschen Zauber belegt hatte, der sein Herz schrumpfen ließ, und wie sie ihm mit der Verwandlung seines Körpers in eine Gestalt, die dieses Organ nicht benötigte, versucht hatte das Leben zu retten.
„Ich wusste, dass du ihm nie schaden wolltest“, flüsterte Glinda erleichtert, als die grünhäutige Frau ihren Bericht beendet hatte.
Auch Alex war einigermaßen beruhigt, er hatte nach dem Gespräch, dessen Zeuge er unbeabsichtigt geworden war, schon mit dem Gedanken getragen, dass es an seiner Mutter Seiten gab, über die er es vorziehen würde nicht Bescheid zu wissen. Er gähnte demonstrativ und nahm gerne das Angebot an, sich von einem der Affendiener zum Gästezimmer führen zu lassen. Eigentlich fühlte er sich nicht müde, doch er wollte den beiden Freundinnen die Gelegenheit geben, sich alleine in aller Ausgiebigkeit miteinander zu unterhalten.
Zuletzt geändert von Sisi Silberträne am 28.01.2008, 02:21:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Elphaba » 28.01.2008, 02:20:12

Hurra wieder ein neuer Teil! :)

Sehr schön geschrieben Sisi! Ja, du hast Recht, der Boq ist wirklich ein Vollkoffer! :roll:
(Ich liebe diesen Ausdruck! :lol: )

Na, ich bin ja nur mal gespannt, ob er wirklich nochmal mit ihr redet, oder ob er einfach zu stur ist!

Zwei mal ist mir aufgefallen, dass die Wörter in einem Satz nicht so ganz zusammen passten (aber das passiert mir auch häufig, wenn ich so im Schreibfluss bin :wink: ):

"Hast du dich gar keine Angst vor dem Zauberer gehabt?“

Aber ansonsten ist der Teil auch sprachlich wieder spitze geworden! :)
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Beitragvon ChristineDaae » 28.01.2008, 12:50:37

Ich finde den neuen Teil auch total gut geschrieben :D Und Boq ist wirklich ein Idiot. :roll:

Schreib schnell weiter!! :D
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Beitragvon Kitti » 28.01.2008, 16:57:56

Ich hoffe, dass du uns noch darüber aufklären wirst, warum Glinda Boq geheiratet hat, obwohl er so ein Vollkoffer ist. (Ja, das ist wirklich ein cooles Wort... :lol: ) Ansonsten ist dir wieder ein interessanter und schöner neuer Teil gelungen! :)
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Beitragvon Sisi Silberträne » 10.02.2008, 00:58:17

Kitti> na klar, die Aufklärung kommt hiermit ^^

Stimmt Boq ist ein Vollkoffer, aber einer, den Glinda liebt *gg*



Kapitel 12


Nachdem der Junge gegangen war, schwiegen die beiden Freundinnen eine Weile, weil keine wusste, wo sie beginnen sollte. Es war ein merkwürdiges Gefühl nach so langer Zeit beieinander zu sitzen. Fast so wie früher in der Schulzeit, als das zarte Band einer Freundschaft geknüpft wurde, das all die Jahre bis jetzt gehalten hatte. Oft gespannt, war es doch nie gerissen. Sie waren so verschieden wie zwei Menschen nur sein konnten, und doch verstanden sie sich, sie ergänzten sich.
„Du musst mich für vollkommen verrückt halten, dass ich ausgerechnet Boq geheiratet habe“, begann Glinda schließlich zögernd.
„Der gute Boq, der arme.“ Elphabas Augenbraue glitt in die Höhe. „Vielleicht erzählst du mir erst, wie in aller Welt es dazu kam, und dann entscheide ich, ob ich dich für verrückt erkläre.“
Die blondgelockte Frau schmunzelte über diese Bemerkung. Ihr Blick glitt in die Vergangenheit und sie begann zu erzählen was sich damals nach dem vermeintlichen Tod der bösen Hexe des Westens zugetragen hatte.

„Man feierte im ganzen Land dein jämmerliches Ende. Ich gab vor ebenfalls guter Dinge zu sein, doch am liebsten hätte ich allen die Wahrheit über die Ereignisse gesagt. Ich wusste, dass ich es nicht durfte… noch nicht, denn du selbst hast mir beigebracht über meinen Horizont hinaus zu sehen und meinen Verstand richtig zu gebrauchen. Ich war Glinda, die Gute, und wenn ich das Volk von Oz in eine Zeit des Friedens führen wollte, musste ich zunächst sein Vertrauen gewinnen. Erst dann konnte ich nach und nach versuchen die Wahrheit ans Licht zu bringen. So ist es geschehen, die meisten Leute bemerkten von selbst, dass was der Zauberer und seine Gesellen verbreitet hatten, nicht alles sein konnte. Es gab zu viele Ungereimtheiten. So gelang es mir nach Jahren deinen guten Namen wieder herzustellen.
Und dann war da noch Boq. Mit der Grimmerie hielt ich den Zauber in den Händen, der ihm seinen Körper aus Fleisch und Blut zurück geben konnte. Es war an mir ihn zu finden und einzusetzen. Du hast mir gesagt, ich müsste es eben lernen. Sechs Jahre lang studierte ich die alte vergessene Sprache des Buches, schlussendlich krönte Erfolg meine Bemühungen. Boq stand als Mensch vor mir. Er hat mich immer geliebt, daran hat sich nichts geändert. Über die Jahre, in der wir versuchten den Spruch zu finden, der ihm seinen Körper zurück gibt, sind wir uns nahe gekommen, ich hatte viel Zeit ihn richtig kennen zu lernen, und ich habe mich ebenfalls in ihn verliebt, nur eine Weile gebraucht um es zu merken. Kaum einen Monat nach seiner Rückverwandlung machte er mir einen Heiratsantrag. Es war so romantisch, ich hätte schmelzen können. Er hat den Sinn für solche Dinge.“
Glinda bedachte ihre Freundin mit einem verträumten Blick. „Glaub mir, er meint es nicht so. Er ist ein guter Mann, und er wird noch einsehen, dass du ihm nichts Böses wolltest. Vermutlich sucht er einfach einen Schuldigen für die Zeit, die er als Blechmann ohne Herz verbringen musste. Bitte nimm es ihm nicht übel. Er hat mir damals über deinen Verlust hinweg geholfen, seine Liebe hat mir immer Kraft gegeben, auch wenn sich das kitschig anhört. Etwa ein Jahr nach unserer Hochzeit kam Nessarose zur Welt, ich sprudelte fast über vor Glück, als ich sie das erste Mal in den Armen hielt. Eigentlich wollte ich sie am liebsten nach dir Elphaba nennen, aber ich war schon froh, dass Boq mit dem Namen deiner Schwester einverstanden war.“

Elphaba hatte die ganze Zeit über schweigend zugehört, doch nun lachte sie leise. „Ich habe dich mir nie wirklich als Mutter vorstellen können, aber wenn ich mir deine Tochter so ansehe, war ich einem ziemlichen Irrtum erlegen, wie es scheint.“
„Das beruht auf Gegenseitigkeit, keine Sorge.“ Glinda zwinkerte ihrer Freundin zu. „Dein Sohn ist ein feiner junger Mann, das hast du definitiv richtig gemacht.“
Ein kummervolles Seufzen entkam der grünhäutigen Frau. „Ich wünschte das wäre mein Verdienst… Leider war es mir nicht möglich ihm die Mutter zu sein, die er verdient, ich habe ihn ein paar Tage nach seiner Geburt vor die Haustür eines kinderlosen Ehepaares gelegt, von dem ich hoffte, dass er es dort gut haben würde. Es hat mir fast das Herz gebrochen, aber ich hatte keine Wahl.“
Erstaunt hob Glinda die Augenbraue, wie so oft wurde sie aus Elphaba nicht schlau. „Wieso denn nicht? Ein Kind ist immer am besten bei seiner Mutter aufgehoben.“ Sie ahnte schon, dass es ihrer Freundin über die vergangenen fünfzehn Jahre nicht so gut ergangen war wie ihr selbst, das war dieser anzusehen. Ihr Blick glitt über den Bluterguss auf Elphabas Wange, der im gedämpften Licht noch dunkler erschien. Schon das bloße Vorhandensein der Verletzung erschütterte sie. Weshalb hatte ihre sonst doch so starke mutige Freundin zugelassen, dass jemand sie schlug?

Alex lag mit geschlossenen Augen, doch hellwach auf dem Sofa, im Gedanken ließ er die letzten paar Tage Revue passieren, die sein Leben gründlich auf den Kopf gestellt hatten. Dass er mittags nach der Schule faschierten Braten mit Erdäpfelpürree essend im Café seiner Ziehmutter gesessen war, schien so unendlich weit weg. Da durchbrach ein leises Klopfen an der Tür seine Überlegungen, er rechnete schon damit, sich einem Affendiener gegenüber zu sehen. Doch dem war nicht so. Glindas kleine Tochter blickte ihn scheu aus großen blauen Augen an.
„Hallo“, sagte sie leise. „Ich hab gesehen, dass Chistery dich hergebracht hat… magst du mit mir spielen?“ Sie hob die flache Schachtel, die sie mitgebracht hatte, es war ein Brettspiel.
Der Fünfzehnjährige lächelte sanft. „Aber ja. Zeig mal, was du da Schönes mitgebracht hast.“
Fröhlich hockte sich das Mädchen daraufhin aufs Bett und begann damit Spielbrett und Steine auszubreiten. Die Aufstellung war ihm vertraut, im nächsten Moment erkannte er, dass es „Mensch ärgere dich nicht“ war.
Die kleine Nessarose erwies sich als eine hervorragende Spielpartnerin, sie gewann die meisten Runden. Mit Sicherheit wäre es etwas anders ausgegangen, wäre Alex konzentrierter gewesen, doch ihm schwirrte einfach zu viel im Kopf herum, er hatte innerhalb von ein paar Tagen so viel erlebt, dass es für Jahre reichte. Nach einer Weile wurde es dem Mädchen langweilig.
„Kennst du eigentlich Geschichten?“ Hoffnungsvoll blickte Nessarose den Jungen an. „Erzählst du mir eine? Vielleicht die von Lurline und dem Eiskristall? Die steht auch in meinem Buch drin. Ich kann schon richtig gut selber lesen, aber erzählen ist viel schöner!“
„Leider kenne ich diese Geschichte nicht, da wo ich groß geworden bin, gibt es andere Märchen, so wie das von Rotkäppchen, oder das von Hänsel und Gretel“, musste Alex einräumen. Damit löste er etwas aus, denn sofort begann das Mädchen ihn mit Fragen zu überhäufen und er kam nicht umhin die erwähnten Geschichten zu erzählen. Beim dritten Märchen, dem von Schneewittchen schlief die Kleine schließlich ein, es war ja auch schon spät und auch Alex fühlte sich mittlerweile schläfrig.
Zuletzt geändert von Sisi Silberträne am 04.03.2008, 01:02:44, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitragvon Elphaba » 10.02.2008, 02:25:20

Hurra, hurra, ein neuer Teil ist da! :D *freufreufreu*

Wiedermal fantastisch geschrieben Sisi! Schön, dass auf verschiedenen Ebenen erzählt wird!
Auch sprachlich wieder echt super!

Nur bei der Geschichte mit Boq und Glinda hab ich mich gefragt, wie er sich denn in sie hatte verlieben können (bzw. verliebt geblieben sein können) wenn er doch gar kein Herz hatte? :(
Aber ich weiß, ich bin mal wieder oberpingelig! Die Story, wie sie sich nähergekommen sind, ist trotzdem schön!

Süß finde ich aber vor allem die Szene zwischen Alex und der kleinen Nessa! Das hab ich richtig vor Augen gehabt, und hätte die kleine am liebsten geknuddelt! :D
Aber ein kleines Stückchen von einem Satz fehlt da:

"Die Aufstellung war ihm vertraut, im nächsten Moment erkannte er, dass es „Mensch ärgere dich nicht“ war, oder "

Wie endet denn der Satz? *neugierigbin*

Also mein knappes Gesamturteil: Super wie immer! Weiter so! :D
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Beitragvon ChristineDaae » 10.02.2008, 11:15:06

Das neue Kapitel finde ich auch super! :D
Ist ja klar, dass Glinda einem romantischen Heiratsantrag nicht widerstehen kann. ;)
Die Szene mit Alex und der kleinen Nessa finde ich auch total süß :)
Schnell weiter! :D
Freue dich, wenn es regnet – wenn du dich nicht freust, regnet es auch.
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